Stein-Gärten

Ich gehe davon aus, dass niemand eine zeitliche Chronologie unserer Beiträge erwartet. Insofern machen wir im Folgenden unserer Begeisterung über einen ganz besonderen Ausflug der vorletzten Woche Luft und versuchen, etwas davon zu vermitteln.

Warnung: die folgende Fotoauswahl beträgt nur noch 20% des im Fotorausch entstandenen Materials. Wir haben vollstes Verständnis, wenn dieser Beitrag auf Grund seines Volumens vor langer Weile oder Empörung abgebrochen, übersprungen, ignoriert wird. Aber wir sahen uns außer Stande, die Auswahl der Fotos noch weiter zu reduzieren.

Wir treiben uns ja nun schon recht lange auf der Kleineren herum, haben uns mehrfach ein Wägelchen der economy-Klasse gegönnt und benötigen mittlerweile kaum noch , weder in den – zugegebenermaßen übersichtlichen – Ortschaften noch über Land, navigatorische Hilfe. Und in der Hauptstadt hält der Wirt unserer Lieblings-Trattoria schon mal mitten im Kreisverkehr an, um uns freudig und lauthals zu begrüßen und kurz etwaige Neuigkeiten abzufragen. Die hinter ihm wartenden Verkehrsteilnehmer scheinen dafür vollstes Verständnis zu haben und quittieren den entstandenen kleinen Stau mit Lächeln und grüßendem Winken statt Hupkonzert und Mittelfinger.  

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Im Ciutadella-Beitrag haben wir – ohne es wirklich zu wissen – mit zwei Fotos eine Andeutung zu den bemerkenswerten Steinbrüchen gemacht, die wir eher zufällig am Rande eines Fahrradausfluges „entdeckt“ haben. Wie immer waren wir etwas spät gestartet und kamen in dem Augenblick am Eingang zu dem weitläufigen Gelände vorbei, als Feierabend (14:30!) war. Doch die nette Dame von der Rezeption genehmigte uns noch einen flüchtigen Blick ins große Quaderloch. Und bis ich dann – wiederum zufällig – bei Streifzügen im weltweiten Netz einen klitzekleinen Artikel über die Pedreres de S`Hostal, eben jene Steinbrüche fand, vergingen noch drei Wochen. Jedenfalls waren wir plötzlich überzeugt, etwas sehr Sehenswertes verpasst zu haben. So nutzten wir einen sonnigen Tag, ein gemietetes Auto und waren diesmal rechtzeitig für einen ausgedehnten Besuch zur Stelle. Die Zeit für einen Rundgang durch die Brüche wird mit etwa einer Stunde angegeben. Und wir? Nach drei Stunden ereilt uns diesmal der Feierabend. Schweren Herzens reißen wir uns los, drehen uns noch mehrmals um, beseelt und angefüllt mit Ahs und Ohs und schau doch noch mal da und das glaubt uns doch kein Mensch

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.Also: seit der Stilllegung der Brüche vor 25 Jahren betreibt der Verein Lithica, den ein paar Künstler seinerzeit gründeten, um die Steinbrüche, die unterdessen als Mülldeponie genutzt wurden, zu rekultivieren. Auch folgt er damit einer alten Anordnung, dass schon seit Urzeiten vorschreibt, dass aufgegebene Steinbrüche eine Ertrag bringende Nutzung als Gemüse-, Obst- oder Kräutergärten erfahren und somit der Natur gewissermaßen zurückgegeben werden müssen. Wir finden, dass es dem Verein bisher großartig gelungen ist, diesen Gedanken aufzunehmen und fortzuführen. Das Gelände ist in zwei Abschnitte geteilt: in den alten Brüchen, in denen der inseltypische Kalkstein Marès hunderte Jahre von Hand gebrochen wurde, die sich die Natur im Laufe der Zeit selbständig zurückeroberte, und in dessen einzigartiger Skulpturenlandschaft verschiedene zauberhafte Gärten, Labyrinthe, Brunnen, kleine Teiche und botanische Pfade zu finden sind.

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Gärten in den alten Brüchen

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Der neue Teil des maschinellen Abbaus ist unschwer an seinen gewaltigen Dimensionen und gleichförmigen Schnittflächen zu erkennen. Noch heute wird in benachbarten Brüchen das traditionelle Hausbaumaterial gewonnen und in handhabbare Quader gesägt. Selbst die dort aktiven Maschinen sehen den schrottigen Veteranen der stillgelegten Löcher verblüffend ähnlich.

Dass sich das komplette Gelände auch hervorragend für kulturelle Veranstaltungen, Pleinairs, Theater, Konzerte etc. eignet, liegt auf der Hand.Beide Teile sind auf ihre Art überwältigend und sollten für jeden Menorca-Besucher ins Pflichtprogramm aufgenommen werden.

Vielleicht können die Fotos ein wenig verständlich machen, was uns an diesem Ort derart fasziniert und in den Bann gezogen hat. Drei Stunden waren wir ganz allein mit unserer Begeisterung von Loch zu Loch, von Garten zu Garten unterwegs, und hätten so gern mal einen touristischen Nachbarn angestrahlt: isnt it wonderful? Thanks to the quarrymen.

(Dies schöne Wort ist unser Mitbringsel aus den Pedreres de`S Hostal)

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Neue Brüche

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Weitere Impressionen …

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Für Interessierte der Link zum betreibenden Verein Lithica:

www.lithica.es

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