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Osterinsel

Ja, bekanntermaßen bevorzugen wir die langsame Gangart, kosten die Möglichkeit des Bleibens und Verharrens zwecks intensiverer Wahrnehmung unserer jeweiligen Umgebung, Lebensart und -kultur der Menschen, die dort leben, gern aus. Aber nach nunmehr genau einem halben Jahr erzeugen die Hummeln in unseren Hintern doch ein deutlich vernehmbares Brummen. Hinzu kommt, dass wir unterdessen nicht mehr allein den Hafen von Addaya beherrschen. Es haben sich noch weitere 7 – in Worten SIEBEN! – Entwurzelte eingefunden. Das bedeutet, dass der Gang über unseren knapp 200 Meter langen Steg Stunden dauern kann, da alle gleichermaßen unter Mitteilungsverstopfung leiden und erwartungsvoll illern, ob nicht jemand zum plaudern auftaucht. Parallel dazu bricht sich plötzlich und gewaltig der unbeherrschbare Wunsch nach gemeinsamem Essen und Trinken mit offener und zeitlich unbeschränkter Abendgestaltung Bahn.

Kurz: Gründonnerstag köchelte im Windschatten der wegen diverser Reparaturen aufgepallten Aladin, mit der Justine und ihr kleiner Sohn hier gestrandet sind, eine gewaltige Paella-Pfanne. Trotz aller Bemühungen, die weltbeste aller Paellas (außerhalb der Feuerstelle in unserem Leipziger Garten!) vollständig zu vernichten, waren wir letztlich gezwungen die auffällig häufig vorbei flanierenden Marineros und die wenigen, emsig an ihren Gefährten Werkelnden von der Arbeit abzuhalten und zu ihrem kulinarischen Glück zu zwingen. Dass der auf 2 Uhr Nachmittag gewählte Beginn der Sause einen extra langen Fetch (Windanlauflänge) bedeutet, hatten wir dem Feiern so Entwöhnten und nun entsprechend im Glück Schwelgenden, nicht auf dem Schirm.

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Der Karfreitag geriet demzufolge für alle recht nüchtern. Aber gleichermaßen trug uns alle tatsächlich ein Glücksgefühl, für Justine mit Sohn Achill aus F, ihrem Liebsten und Sternekoch Fernando aus E, Tobias aus Kenia und Freundin aus Kolumbien, Laurent aus F mit Gattin Lynne aus Kanada, nebst 2 tollen herumtollenden Kindern, dem einsamen Trevor aus GB, dem kugeligen Charmeur Thierry aus F und uns beiden neugierigen Nasen aus Mittel-D, zuzüglich der versprengten Truppe von Einheimischen. Möglicherweise war die Gesamtzusammensetzung nicht ganz C19-gerecht. Doch tauchten wir alle aus quarantäneähnlichen Isolierungen auf und entschieden, dass die paar Landlieger und die vom letzten Steg jeweils einen Haushalt abbilden. Und weil es so unbeschreiblich schön war, wiederholten wir das ganze ein paar Tage später anlässlich Laurents Geburtstag.

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Dazwischen fanden osterähnliche Feiertage statt. Wir durften ein mit Leckereien aus der Heimat gefülltes Osterpäckchen entblättern. Ich habe uns zu einem neuen Spielzeug verholfen, natürlich nur um unseren Blog ein wenig anzureichern: mit Luftbildern! Erste Übungsflüge sind nach Laurents Grundeinweisung – der zufällig das gleiche Modell fliegt – absolviert. Mal sehen …

Und da die deutsch-kanadisch-französische Verständigung sehr freundschaftliche Formen angenommen hat, die Wellenlängen wunderbar im Einklang schwingen, finden wir uns nur allzu gern zum üppigen Ostersonntagsbrunch im Salon ihrer Inuksuit ein.

Einen herrlichen Kraxel-Ausflug auf dem geliebten Cami de Cavalls zu dreien der schönsten Buchten an der Südküste widmen wir dem österlichen Montag. Mit Anbaden! Sogar mit Schwimmzügen! Allein das karibische Flair und die unwiderstehliche Wasserfarbe lassen das Wasser drei Grad wärmer erscheinen, (was allerdings noch nicht zu Schweißausbrüchen führte).

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Und da so ein Wander-Bade-Tag Appetit macht, beendeten wir die Festspiele mit einem exzellenten Dinner bei Natalie in der Corner-Bar. Ihren Koch muss in der Winterpause eine umwerfende Muse der Kochkunst heimgesucht und zu ungeahnten Höhenflügen inspiriert haben.

(Ich weiß, das ist jetzt `n bissel unfair, muss aber sein: Marinierter roher weißer „Thun“ (kein echter, hier nur so genannt), Peperoni-schaaarf, mit frisch getrockneten Tomatenstreifen und feinen Sauregürkchenscheiben als Starter; Jakobsmuscheln in Curryschaum und Coca de Roastbeef mit Sauce Bernaise auf crispy base…., vom Wein, Cava und Kaffee gar nicht zu reden. Für Dessert war dann kein Platz).

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