Freitag, der 13. Obwohl man auf See, den Klabautermann immer um sich, einen leichten Hang zum Aberglauben entwickelt: Nach der herzlichen Verabschiedung unserer Freunde ziehen wir guter Dinge den Anker hoch und segeln 25 sm NW zur Ile de Groix. Zwei Stunden segeln, 3 Stunden motoren sind selbst für einen Motorsegler kein zufriedenstellendes Verhältnis, aber mehr gab der Wind nicht her. Der kleine Inselhafen Port Tudy war bereits am frühen Nachmittag voll, offenbar gab es noch Platz bzw. Plätzchen für uns im Vorhafen an einer Tonne. Verunsichert folgten wir dem herumwuselnden Schlauchboot-Marinero durch enge Gassen zwischen an Bojen hängenden Booten in den hinteren Bereich, fädelten dann, nach „180 Grad-Drehung auf dem Teller“, unsere 13.000 kg von hinten zwischen zwei zarte Kunststoff-Boote ein. Der flinke Bursche im Schlauchboot zog unsere Vorleine durchs Bojenauge, dann noch fix die Heckleine zur hinteren Tonne gelegt, man verschnürt sich noch ein wenig mit den Nachbarn und das wars, für`s erste. Die Vorstellung, dort mit dem störrischen FreiKerl wieder heraus manövrieren zu müssen würde mich sicher ein Stündchen des Nachtschlafs kosten. Gleichwohl, ich hätte es wissen müssen, dass das erst der Anfang war. Am Abend hingen 13! Boote sternförmig an der vorderen und 8 an der Heckboje.
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Und von diesen kuriosen, platzoptimierenden Bondage-Gebilden gab es 4 in dem kleinen Hafenbecken, das obendrein im hinteren Drittel trockenfiel. Dessen nicht genug, war die Anlegemole für die Fähre freizuhalten. Ab 8 Uhr am Abend hätte man über diese Bootsinseln trockenen Fußes an Land gehen können und während dessen eine Menge interessanter Gespräche mit Salzbuckeln aus aller Herren Länder führen können. Nähe erzeugt hier zwangsläufig Kommunikation. Das sperrige Dinghi ins Wasser und auch noch die Räder hinein zu bekommen, und dann einen Weg hinaus aus dem Makramee der Festmacherleinen zu finden war eine echte Herausforderung. Das schmucke Örtchen Port Tudy, das seine alten Häuser mit den einladenden Restaurants und Bars um das Hafenbecken schmiegt und sich vergnügt in der Abendsonne aalt, ist festlich geschmückt. Die meisten Boote tragen Festtagsbeflaggung über die Toppen, alle sind sichtlich und hörbar gut gelaunt. Hier beginnt eine Combo zu musizieren, dort schwingen kreistanzwillige Bretonen schon mal das Bein zu Dudelsack und Schalmei, die Wirte machen auffällig zufriedene Gesichter, und selbst von den Jugendbooten vernimmt man immer mal Fetzen der ehrwürdigen Marseillaise. Man feiert angenehm gelassen, nicht distanzlos ausgelassen. Mit einem 20minütigen Mitternachts-Feuerwerk, dass nur wenige Meter vor uns von der Außenmole abgefackelt wird, feiert die lockere Gemeinschaft der Insulaner, Segler und Landtouristen einträchtig in den 229sten Jahrestag der französischen Revolution hinein. Der Platz in der ersten Reihe hat allerdings auch seinen Preis: die Boote sehen aus wie Sau, sind übersät mit Pappfetzen und unbestimmbaren Kleinteilen chinesischer Pyrotechnik, die buntfleckige Muster auf den morgentaufeuchten Decks hinterlassen, und bedürfen einer gründlichen Reinigung.
Trotzdem haben wir Zeit die Insel zu umradeln, liegen im warmen Sand, gehen ausgiebig Baden im erfrischenden Atlantik, genießen Wein und Galettes, die gelöste, urlaubige Inselatmosphäre und den bretonischen Sommer.
Überraschender Weise lösen sich die Knoten an den Mooringtonnen so unproblematisch wie sie sich geknüpft haben. Aber es gongt schon mal, wenn die Frühaufsteher klammheimlich ihre Boote aus dem Seeigel ziehen und weckt die verbleibenden Schläfer, die ihre Leinen noch nicht nachgesetzt haben.
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Wieder brechen wir bei schönsten Segelwetter auf und freuen uns nun auf Concarneau, wo wir am Sonntagnachmittag an der Innenseite des Fährpontons längs gehen, genau rechtzeitig um uns in die nächste Feier zu stürzen. Zwei Stunden später ist Frankreich „champion du monde de football“ und die Bretonen sind plötzlich doch alle Franzosen, was sie ansonsten gern von sich weisen. Der Gallische Hahn kräht mit geschwollenem Kamm lauthals durch die schmalen bretonischen Gassen. Und da wir hier in einer Hafenstadt sind, fliegen außer halbvollen Bierbechern überall Seenot-Leuchtraketen durch die Luft und rote, weiße und blaue Not-Handfackeln hüllen die Straßen in hustenreizenden, jedoch beglückenden Dunst. Scharenweise stürzt sich die übermütige Stadtjugend mit der Tricolore als Bremsfallschirm von den hohen Mauern der Festungsinsel „Ville Close“ in den Hafen, der passender Weise (oder gut organisiert?) gerade Hochwasser führt, versenkt die Flotte kleiner Trainingskatamarane, allerdings nicht ohne sie am späten Abend wieder brav aufzurichten. Biker „burnen“ den einen oder anderen Gummikringel auf den Asphalt, für hupende Autokorsos ist es offenbar zu heiß oder die Promillegrenze unpassend, die Restaurants brechen aus allen blau-weiß-roten Nähten und die schweißgebadeten Gesichter der Wirte lächeln doppelt zufrieden. Am nächsten Morgen ist alles aufgeräumt und sauber und Baguettes und Croissants duften wie immer und pünktlich in den Bäckerkörben.
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In Concarneau und Umgebung kann man es sehr gut ein paar Tage aushalten und sich einiger kultureller Verführungen hingeben, auch wenn die Vorlieben von Kommissar Dupin für uns nicht im Vordergrund stehen. Per Bus besuchen wir Pont Aven, ein wirklich beschauliches, sehenswertes Städtchen, von dessen Idylle in reizvoller Landschaft und – natürlich – besonderem Licht Paul Gauguin und einige seiner Kollegen sehr fasziniert waren und entsprechende künstlerische Spuren hinterlassen haben. Quimper, die „Hauptstadt des Finistère“, mit seiner ausgedehnten mittelalterlichen Altstadt ist ebenso einen Besuch wert, auch wenn wir am Abend froh sind den Touristenrummel hinter uns lassen zu können und erholsame Ruhe auf dem Boot zu finden.
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Da der erwartete Brief mit der Vergaserdichtung für den Dinghimotor, die ich nach den vergeblichen Bemühungen in Crouesty nun bei der Werft unseres Vertrauens in Stralsund bestellt hatte auch nach 10 Tagen und letztlich bis zur Abreise nicht in Concarneau eintraf, setzte ich wieder auf einen französischen Fachbetrieb und hatte Erfolg in einer Reparaturfirma für große Schiffsdiesel. Die hilfsbereiten Jungs konnten das Ringlein über Nacht besorgen, und wir nun dem nächsten Ankerplatz bzw. dem „Landfall“ per Beiboot beruhigter entgegensehen.
Geographisch endete der Abschnitt Südbretagne hier. Nächster Übernachtungs-Stopp sollte in der Bucht vor Audierne, Anse de St. Eventte, sein, bevor wir das berüchtigte Kap Pointe du Raz passieren und in Camaret Sur Mer den nordbretonischen Küstenabschnitt eröffnen würden, was sich – ob wir wollen oder nicht – zunehmend nach Heimfahrt anfühlt.
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Galerie Ile de Groix:
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Dinghiparkplatz auf Ile de Groix Hafenblick Port Tudy/Groix unsere Heckbojenspinne Hafeneinfahrt Port Tudy 4 Spinnen und 1 Fähre Inselzentrum 1 Baguette, 2 Croissants karibisch warten auf Wind Inselleuchtturm Inselrundfahrt Inselidylle Ankerbucht im Inselsüden Ankerbucht im Westen Inselhäfchen unsere Bugbojenspinne festtagsgeflaggt bretonische Tanzgruppe französischer Nationalfeiertag … … wird gebührend gefeiert
Galerie Concarneau:
Frankreich wird Weltmeister Frankreich ist Weltmeister Concarneau Abendstimmung Concarneau mit FreiKerl Concarneau Hafen Concarneau Viile Close Fischtrawler von 1953, jetzt im Fischereimuseum Blick auf Ville Close Fischer und sein Schwarm Eislieferung für den Fischer Lichtvoute ??? Macht man denn sowas?
freches Biestzünftiger Tresen Hafenblick Hafeneinfahrt L’Amiral, Dupins Lieblingsrestaurant vorher … … nachher
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Galerie Pont Aven:
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Pont Aven Graf Koks altes Mühlenwehr altes Mühlenwehr Speisekartengestaltung gegen Logis, von Paul Gauguin im Museum von Pont Aven Flusshafen von Pont Aven Aven-Brücke auf der hohen Kante am Wald der Liebe am Aven Lieblingsplatz der Künstler: Wald der Liebe Wald der Liebe hier wohnten Gauguin und Collegen Flusshafen von Pont Aven
Galerie Quimper:
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Galerie St. Eventte/Audierne:
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