K-Tours Kloster – Klintholm – Kopenhagen

K-Tours: Kloster – Klintholm – Kopenhagen

Zur Überfahrt von Kloster nach Mön gibt es nicht viel zu berichten. Ruhige See, schnurrender Motor, lediglich 1,5 h Segeln, Niesel, kalt.

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Klintholm: verlassen und grau, Niesel, kalt. Schlafen. Spazieren am Strand. Als das Herausragende an Klintholm stellte sich im Nachhinein heraus: der Kontrast zu Kopenhagen. Nach 60 nm, zu 2/3 durfte der neue Nanni-Motor ran, 1/3 der Strecke konnten wir bei achterlichem Wind und – man glaubt es kaum: SONNE! – den von Atze so verehrten Peter (für die Interessierten: Windfahnensteuerung „Windpilot“, made by Peter Förthmann) testen. Wir haben uns schnell eingefuchst und kindliche Vorfreude erfüllte uns in Erwartung längerer Schläge. Wir merken deutlich, dass wir offenbar früh in der Saison unterwegs sind. Wir müssen uns das Wasser lediglich mit ein paar Frachtern und Fähren teilen. Ein einsamer entgegenkommender Segeldäne reißt zum Gruß den Daumen hoch, wir natürlich auch. Wintersegeln verbindet.

Kopenhagen empfängt uns am Nachmittag bei stahlblauem Himmel. Vor der schmalen Hafeneinfahrt drosseln wir die Geschwindigkeit um ein entgegenkommendes Wasserflugzeug durchzulassen, dass dann unmittelbar neben uns mit Heidenlärm durchstartet. Schwimmen und Fliegen ist möglicherweise auch eine reizvolle Fortbewegungsart.

Großspurig lassen wir alle „normalen“ Marinas links liegen, um Atzes Empfehlung zu folgen und direkt in die Kanäle der Altstadt zu fahren, von denen wir wussten, dass sie zum einen stark durch Wohnboote aller Art besetzt und eingeengt sind, zum anderen von sehr langen und sehr breiten und sehr ungeduldigen, im Minutentakt fahrenden Canalsightseeingboats heimgesucht werden. Der neuen Radlerbrücke, die nur alle 2 h öffnet und die Boote mit Mast zwingt, an einem markierten Wartebereich bis zur Brückenöffnung festzumachen sei Dank, dass wir eine Stunde Zeit hatten, um die konkrete Situation zu erkunden. Wie alle interessierten Ciboney-Blog-Leser erinnern werden, ist das Manövrieren auf kleinem Raum sowie im Rückwärtsgang nicht FreiKerls ausgeprägtestes Talent. Also wieder zurück zum Amaliehaven, dem Kai vor dem Königspalast, genau gegenüber der Königlichen Oper, der uns schon unterwegs zum Festmachen verlockt hat. Allerdings passten die Poller nicht so ganz zu unserer Schiffsgröße.

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Und wie es der Zufall will, fährt uns die (deutsche) Limousine mit Margarethe nebst Gatten im Fond auf dem Heimweg vom ersten Flanierabend in der Altstadt beim Einbiegen auf den Schlosshof fast über die Füße, in der Fußgängerzone!

Kopenhagen war äußerst beeindruckend. Ein derart gut gelauntes Volk! Offenbar sind die Dänen mit sich im Reinen, strahlen ein sehr angenehmes Selbstwertgefühl und große Offenheit aus. Aber man empfindet nix Protziges. Es interessiert uns, wer die Dänen von Platz 1 der glücklichsten Menschen verdrängen konnte. Wohlstand und Glück schließen sich augenscheinlich doch nicht aus. Die Kneipen und Bars und die Freisitze davor sind alle rappelvoll, die Dänen bestellen gut gelaunt Speisen und Getränke, bei denen uns zuweilen der Verdacht beschleicht, dass die Kommastellen auf den Preislisten verrutscht sind. Aber ebenso so beliebt ist „BOB“: bring own bottle. Man schnappt sich ein Sixpack und lässt sich irgendwo gesellig nieder. Überall Bänke, Sitze, Ecken die zum Verweilen einladenden Parks … Alles scheint perfekt organisiert und funktioniert sehr unangestrengt. Übrigens, 60 % der Kopenhagener fahren mit dem Fahrrad, und im Winter wird zuerst das perfekte Fahrradwegnetz vom Schnee geräumt , danach die Autospuren.

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„Liberal“ wird hier wohl anders ausgelegt und praktiziert. Ein Arrangement wir mit der Freien Republik Christiania muss man erstmal politisch und administrativ hinzimmern.

Außer unseren Politikern würde ich auch unseren Architekten Zwangsschulungen in Kopenhagen empfehlen. Es gibt sie eben doch, gelungene Architektur.

Apropos Christiania: ich hätte beinahe meine Skipperin verloren. Sie wollte dort politisches Asyl beantragen und künftig die Pflege der Kräutergärten übernehmen.

Erlaubt sei ein Hinweis auf die Gefährdung durch Handysticks. Dem chinesischen Gruppentouristen traue ich ja einiges an Gewandtheit zu, allerdings sollte der Umgang mit den Stöcken, die es ermöglichen, höchstselbst auf allen Fotos und vor allen noch so lapidaren Hintergründen statisch die Zähne zu zeigen, vor Reiseantritt in Gruppengrundkursen in Sachen Sicherheit und Rücksichtnahme geschult werden. Nur 3-maliger Umzug rettet uns das Augenlicht im Hafenrundfahrtsboot, verhindert jedoch nicht, nunmehr Teil der mehr oder weniger lapidaren Hintergründe auf mindestens 850 Fotos zu sein.

Zu den touristischen „must see`s“ muss ich mich nicht auslassen, jedoch ist das Street-Foot-Centre auf dem Holmen unbedingt eine Erwähnung wert. Atze, falls es in der H 10 mit der Bauerei nicht mehr läuft: das isses!!!  Irgendwas Leckeres aus allen Teilen der Welt geholt, Büchse Öl dazu und im Liegestuhl mit Hunderten gut Gelaunten aller Hautfarben im Sonnenuntergang klönen.

Diszipliniert, aber schweren Herzens, legen wir früh um 6 am Sonntag vom Kai der Königin ab, wir haben 80 sm vor uns zur Insel Anholt.

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Leider beschert uns der Wind nur 3 Segelstunden, 10 h gurgelt es im Dieseltank. Zumindest schien bis Nachmittag die Sonne, dann rauschen wir in fetten Nebel. Mit unserem neuen Nebelhorn pflegten wir ausgiebigen Austausch mit diversen Frachtern, deren Routen wir mehrfach kreuzen mussten, ohne sie sehen zu können. Allerdings: hupen können die doch besser. (Anbei ein Loblied auf die AIS-Technik!) Kurz vor Anholt zog es wieder auf und wir wurden mit herrlichem Sonnenuntergang für die Aufregung im Blindflug belohnt.

Auf Anholt legten wir heute – außer einem karibisch anmutenden Strandspaziergang – einen Haushaltstag ein, hier ein bisschen putzen, dort ein wenig werkeln und da noch etwas streichen. Die Plicht ist nun fertig!

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Morgen ruft Laesö.

Grüße an alle Tracker und Kommentatoren in der Heimat mit Dank; wir freuen uns immer!

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