Ponys Knitware Shetland Island

Ponys & Knitware: Shetland Island

Verständlicher Weise stand ausschlafen auf dem Programm ganz oben. Gut gefrühstückt erledigen wir die Hafenformalitäten, decken uns mit touristischem Informationsmaterial ein und durchstreifen erstmals Lerwick. Der notwendige Aufwand ist überschaubar, die Hauptstadt beherbergt knapp 7.000 Leute. Außer auffallend vielen Läden, die kunstvolle Strickerzeugnisse aus Shetlandwolle feilbieten, gibt es wenig Aufregendes zu vermelden. Es bleibt grau und nieselig.

Bemerkenswert ist, dass die Lerwicker äußerst höflich, freundlich und entgegenkommend sind. Im Lerwick Boating Club gibt’s nicht nur heiße Duschen, Waschmaschinen und flottes Internet, auch eine kleine Bar, die fast täglich öffnet, und „what a surprise“: ein Pint kostet umgerechnet 3,50 €, ein Single Malt weniger als 3 €. Okay, der kleine Weg bis hierher lohnt sich allabendlich. Das könnte ein Grund mehr, über die historische und geografische Verbundenheit der Norweger zu den Shetlands hinausgehend, dafür sein, dass die Norweger mit Abstand die meisten Liegeplätze hier belegen. Insgesamt fällt auf, dass die Preise sehr moderat sind.

Nächsten tags: grau und nieselig, bis regnerisch. Bekanntermaßen verfügen Segler über wettergerechte Kleidung und so sind wir wacker unterwegs, um das Südkap „Knab“ des mainland zu erlaufen sowie den Clickimin Broch, die Reste einer sehr beeindruckenden kleinen Siedlung um einen Wohnturm aus der Eisenzeit (ca. 2000 Jahre alt) zu besichtigen.

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Nachmittags klart es auf und wir nehmen wir den Bus des ÖPNV um – den Reisführerempfehlungen folgend – Scalloway (die zweitgrößte Stadt! des mainlands) an der Westküste aufzusuchen. Okay, wir müssen unsere Erwartungen etwas anpassen an die Gegebenheiten eines Landes mit mehr als 100 Inseln (nur 16 bewohnt), auf die sich 22.000 Seelen und angeblich 300.000 Schafe (wie viele Ponys ist mir nicht bekannt) verteilen. Insofern freuen wir uns über schöne Nachmittagssonne, den Besuch einer kleinen Castle-Ruine und die lächerlichen Kosten für die Busausflüge über Land.

Freitag ist Haushaltstag und wir warten auf das Auto mit den Gasflaschen zum Tauschen oder Befüllen unsere ersten leeren Flasche. Es stellt sich heraus, dass es schwierig ist und letztlich nützen uns alle mitgeführten Adapter nix: der Chef will nicht ran an die deutsche Flasche, würde uns lieber ein neues System verkaufen. Nix da, dann versuchen wir es eben auf den Färöern, oder in Island, oder essen irgendwann kalt.

Die erhältlichen Ausflugsplanungsunterlagen erweisen sich als recht lückenhaft, und so gestalten sich die Touren immer etwas abenteuerlich. Für Samstag planen wir eine Fahrt ans Südkap, nach Sumburgh Head, mit Küstenwanderung zum Leuchtturm und „Seabird – and Mammelviewing“. Die putzigen Papageitaucher und die Trottellummenkolonien waren die Tour schon wert. Die werbeträchtigen Beobachtungspunkte für Wale und Robben gaben dagegen gar nix her, so wie uns bislang auf See auch nix begegnete. Die Hafenrobbe, die täglich im Albert-Dock auftaucht, schwimmt vermutlich an der Kette und steht auf der Futterliste des schottischen Tourismusverbandes.

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Unsere HafenrobbeDie Küstenlandschaften sind sehr beeindruckend, die Hügel und Berge baumlos glatt und grün, von endlosen Natursteinmauern wie Adern durchzogen. Das Meer wirkt in der Sonne nicht mehr bleigrau sondern blau bis nachtblau. Die Anlage um den Leuchtturm am südlichsten Punkt des Mainlands of Shetland ist fein restauriert, beherbergt ein kleines Museum und im rund vollverglasten kleinen Café mit grandiosem Panoramablick, links auf die Nordsee, rechts auf den Nordatlantik, gibt’s guten Kaffee und hervorragenden Schokokuchen. Eine Attraktion ist das Nebelhorn von 1905. Der notwendige Druck für den Ton, der bis ins 80 sm entfernte Fair Isle zu hören war, wird mit 2 Generatoren, welche an Dampfmaschinen des ausgehenden 19.Jhds. erinnern, erzeugt. Funktionstüchtig ist angeblich alles, wir durften es jedoch leider nicht ausprobieren.

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Unterdessen haben wir uns mit den Shetlands angefreundet. Das anfänglich miserable Wetter, dass mir wirklich etwas gute Laune raubte, stabilisierte sich seit 2 Tagen und so führte uns der letzte Shetlandtrip auf die Insel Mousa, wiederum mit Gang entlang der Klippenküste mit den Seevogelbrutgebieten sowie Besuch des am besten erhaltenen 2500 Jahre alten Wohnturms in Europa. Unsere Meinung zu Walen und Robben hier halten wir jedoch aufrecht.

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Kleine Episode am Rande: Alister, der Eigner des Betonbootes, an dem wir lagen, war ein lustiger und unerschrockener Geselle und seine Freunde wohl ebenso. Einen von lernten wir kurz kennen, auch einer der wenigen Segler auf den Shetlands, fuhr mit seinem 8,50 m – Boot mit Kleinkind und schwangerer Freundin Mitte Dezember zum Weihnachtsbaum holen nach Bergen in Norwegen, stopfte 2 davon (einen für den Nachbarn) zu Freundin und Kind in die Minikajüte und fuhr tags drauf zurück. Sie wollten eben einmal einen richtigen Baum zu Weihnachten …

Wir dümpeln noch etwas durch die letzten Stunden in Lerwick, hadern mit Wind und Strom zur Abfahrt, machen uns zu viele Gedanken zur möglichen Ankunftszeit in Bezug zur Tide bzw. Tidenstrom in Torshavn (Färöer). Wir wissen das die Reisedauer stark schwanken kann, aber die Aufregung vor dem 1. Nordatlantikschlag ist groß und letztlich sind wir bemüht, gut vorbereitet zu sein. Das Wetterfenster scheint günstig, der Wind soll nachts auf Süd drehen. Guter Dinge werfen wir mittags die Leinen los, wollen im Norden um die Shetlands herum und wieder auf Kurs West gehen.

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Galerie Shetland Islands

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