Iceland, wir kommen!

Iceland, wir kommen!

Fäeröer – Island

Um es vorweg zu nehmen: Klabautermann, Rasmus, Poseidon, Neptun, Christopheros, wer auch immer, oder alle zusammen, egal in welcher Reihenfolge: sie waren uns gewogen. Danke Euch, Jungs. Euch ist auch künftig der eine oder andere milde stimmende, geistige Schluck aus der Schmuggelflasche gewiss.

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Die Stimmung war prächtig, wir waren gut vorbereitet. Die Abschiedsfahrt mit dem Strom durch die Inselgruppe, nebel- und wolkenfrei, hätten wir uns nicht besser wünschen können. Frischer Tee und ein großer Topf Eintopf sowie Birgers Fischsuppe standen in Thermoskannen bereit. In uns hallten die Ereignisse der letzten 2 Wochen nach und mischten sich mit den Gedanken an das vor uns liegende Abenteuer: Island, auf eigenem Kiel. Aber vor uns lagen 300 sm, also zwischen 50 und 60 h, allein auf dem großen Wasser. Zwar kamen wir in den ersten 24 h nicht umhin, den Diesel zu bemühen, aber die See war glatt und glitzerig, FreiKerl schwebte durch das lang und sanft wogende blaue Gekräusel eines altersschwachen Nordatlantikschwells. Die Sonne schickte sich bald an, kurz am Horizont voraus einzutauchen, durchfärbte Himmel, Wölkchen und Wasser in ständig wechselnden Rottönen, um zweieinhalb Stunden später ein ähnliches Schauspiel, ein paar Meilen weiter östlich, anders herum, zu wiederholen.

Insofern waren wir mit dem Gebrummel des Motors ausgesöhnt, auch wissend, dass irgendwann „unser“ Ostwind einsetzen würde. Die Vorhersagen erwiesen sich als zuverlässig. Herrlichster Wind mit 4 – 5 bft trieb uns zügig voran gen Nordwesten. Unterdessen bekommen wir es auch gut hin mit dem Wache gehen, die Mägen bleiben stabil und wir hadern nicht mehr mit der Esseneinnahme, können schlafen, lesen, stieren oder starren. Letzteres führte auch diesmal nicht zum Erfolg. Kein Meerestier ließ sich blicken. Allein die Eissturmvögel, unglaublich artistische Flieger und die witzigen Papageitaucher boten etwas tierische Unterhaltung.

Welchem Gesetz auch immer folgend zog auch bei Annäherung an Islands Küste Seenebel auf, was uns nicht mehr überraschte. Als wir nur noch 7 sm von der Küste entfernt waren endete das Versteckspiel plötzlich. Die Trolle zogen die Nebeldecken weg und präsentierten stolz ihre Gebirgsküste, schroffe, schneebedeckte Gipfel, 1000 m hoch und mehr, die sich scheinbar endlos an einander reihen. Was für ein Empfang. Vom Anblick überwältigt und von der Tatsache, dass wir diese Etappe so gut gemeistert hatten und ein lang gehegter und vorbereiteter Traum plötzlich Wirklichkeit wurde, konnte die Skipperin Ihre Freudentränen nicht mehr unterdrücken und auch ich war noch nicht in der Lage, dies alles zu fassen. Wir sind unglaublich happy.

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Nach 32 Stunden unter Segeln schläft unmittelbar vor der Fjordeinfahrt unseres Zielhafens Seydisfjordur der Wind ein und wir tuckern höchst zufrieden die letzten 8 Meilen. Anke hisst unsere 5. Gastlandflagge sowie die gelbe „Quarantäneflagge“ (im Flaggenalphabet „Q“, d.h.: „an Bord ist alles gesund, und wir bitten um freie Verkehrserlaubnis“, kurz: Erbitten Einklarierung). Seydisfjord ist Islands wichtigster Fährhafen an der Ostküste, das Tor nach Europa. Na, das hatten wir uns doch etwas anders vorgestellt. 200 kleine Häuser, eine Fischfabrik, ein Fährterminal, dessen feste Gangway als höchstes Bauwerk des Ortes, neben dem Kirchturm natürlich, aufragt. Alles eingebettet in schroff aufragende 1000er. Ringsherum rauschen Wasserfälle und auf den Bergkuppen glitzern Schneefelder. Es ist Samstagabend und auffällig ruhig. Eine ausgediente massive Holzpier mit riesigen, gelb leuchtenden Pollern dient als Gästeanleger, an die 3 Boote passen. So haben wir Glück, denn wir erwischen den letzten freien Platz, neben einem deutschen und einem irischen Segler. Beide hatten wir schon in Torshavn getroffen. Auf der Pier stehen der Hafenmeister und der Zöllner in Uniform schon bereit. Wir hatten uns ordnungsgemäß vorher bei der Isländischen Küstenwache angekündigt, und so hatten die uns schon seit 2 h auf dem Schirm und empfangen uns ausgesprochen freundlich, obwohl wir ihre Samstagabendruhe gestört haben. Liegeplatz mit Strom und Wasser für 15 € / Tag, keine Dusche, WiFi im Fährterminal. Der nette Zöllner kommt an Bord, die Formalitäten sind schnell und unkompliziert erledigt. Das Spannendste kommt immer zum Schluss: was darf der gute Mann in die Spalten „eingeführte Mengen an Alkohol und Tabakwaren“ eintragen? Meine pfiffige Anke hatte schon auf den Shetlands mit Bleistift auf einem Abreißzettel eine Liste erstellt. Okay, die war von Anfang an nicht ganz vollständig, und davon hatten wir in den letzten Wochen wegen aufkommenden Schwundes auch noch einiges ganz oder teilweise wegstreichen müssen. Mit dieser Liste traten wir die Flucht nach vorn an. Ja, natürlich haben wir einiges mehr als erlaubt an Bord, aber die Reise ist lang, alles nur zum eigenen Verzehr, usw. Den Tabak unterschlugen wir dagegen ganz. Okay, sagt er: dies ist weit mehr als erlaubt, geht aber in Ordnung, er will auch nix davon sehen (steht sowieso überall sichtbar im Salon rum) und trägt in die entsprechende Spalte “vorgeschriebene Mengen“ (4 Flaschen Wein pro Person!) ein.

So fand dieser Reiseabschnitt mit diesem Zollvermerk einen sehr gelungenen Abschluss. Wir fuhren den Adrenalinspiegel runter, speisten herzhaft zu Abend, gönnten uns ein Glas vom guten Roten und stießen mit einem weiteren auf das Wohl des Zöllners an.

Island, wir sind hier! Und haben 6 Wochen Zeit. Ready for adventure.

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Galerie Überfahrt nach Island

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Galerie Seydisfjördur

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