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Islands Norden – Landausflüge

Am ersten Tag nach einer Überfahrt mit zwei schlafarmen Nächten passiert erfahrungsgemäß nicht viel. Klar Schiff, kürzere Orientierungsgänge durch Hafen und die „City“, Erstbesuch im Dorfkonsum und Infocentre, Fish & Chips mit FreiKerlblick, Pläne schmieden. Na gut, den Besuch im Walmuseum ziehen wir doch am besten gleich durch, zumal es auf dem Weg zu einem kleinen „hotpot“, den Anke schon seit längerem im Visier hat, liegt. Die Information zu diesem heißen Topf bekommt man nicht aus Reiseführern. Die wird von Insidern weitergegeben, in unserem Fall durch einen Hinweis im Erfahrungsbericht eines Paares, das eine ähnliche Runde um Island vor 3 Jahren gefahren hat und seine Erfahrungen sehr ausführlich und unterhaltsam, mit Plänen zu Häfen und Ankerplätzen, Texten und Fotos Interessierten auf www.sy-mariposa.info zur Verfügung stellt. An dieser Stelle: Danke an Dirk und Ulrike. Ca 2 km nördlich Husaviks, zwischen sanften Hügeln, mitten in wilden, blass violett blühenden Lupinenfeldern, mit weitem Blick über die abfallende Nordküste auf das endlos erscheinende blauschwarze Wasser der dümpelnden Grönlandsee, sprudelt eine kleine geothermale Quelle. Hier stehen ein großer, grün gestrichener und zu gut geheizter Überseecontainer als Gemeinschaftsumkleide, eine dauerlaufende Dusche in einer Art hölzernem Schilderhäuschen, mit bebilderter Anleitung für die dem Poteinstieg vorausgehend notwendigen Waschungen, und die „Pötte“. Der große pot ist ein ausgedienter Käsebottich aus Edelstahl, groß genug für etwa 12 Personen, mit einer heißen und einer heißeren Abteilung, getrennt mittels einer beliebig verschiebbaren, fein durchlöcherten Klappe. Als cold pot dient eine Kunststoff-Fischkiste, wie es vermutlich 100.000e auf Island gibt, groß genug für einen Mann. 2,50 € / h (in den gelben Briefkasten im Umkleidecontainer zu werfen) für dieses highlight! Die Krönung ist, wir sind allein hier; vielleicht weil es regnet? Aber, schöner geht `s doch gar nicht. Von den kühlenden Tropfen können wir gar nicht genug bekommen. Nach einer Stunde sind wir völlig fertig von der Hitze. Bierchen und Cider sind in unseren Kehlen verdunstet. Müde und k.o. trollen wir uns glücklich gen Boot, freuen uns, dass es nun bergab geht und auf unsere gemütliche Koje.

Husavik erwies sich für uns als perfekte Basis, um das Gebiet um den Myvatnsee und den Nordosten Islands zu erkunden. Wir folgten der Autovermietungs-Empfehlung des walisischen Skippers: öffnen die unbeschilderte Tür an der Stirnseite eines großen weißen Gebäudes in der Nähe des Hafens, ziehen – wie in Island üblich – unten im Eingang die Schuhe aus und steigen in unseren bunt gemusterten, noch lochfreien Skisocken eine Treppe ins Obergeschoss. Entgegen unserer Zweifel, findet sich dort tatsächlich eine Bürotür mit einem Schildchen: „Europcar“. Es dauert genau 10 Minuten um mit Gunnar, dem äußerst freundlichen und unkomplizierten Kollegen, der obendrein eine Menge hilfreicher Tipps für Ausflüge in der an Sehenswertem reichen Region geben konnte, zunächst für die kommenden 2 Tage, einen PKW mit Allradantrieb für einen vergleichsweise moderaten Preis zu chartern.

An den kommenden 2 Tage erkundeten wir als das Gebiet um den Myvatnsee, erklommen Kraterränder, mäanderten durch in den See gebettete Pseudokrater, stapften über stinkende Schwefelhänge, wanderten zwischen heißen Dampffahnen über skurrile Lavafelder, wurden in den Gischtwolken gewaltiger Wasserfälle durchnässt … Der Gott, der diese Landschaft erschuf, war von überbordendem Einfallsreichtum, oder eifriger Konsument psychedelischer Substanzen, aber vermutlich beides. Wir ließen den Zoom des Kameraobjektives heiß laufen, und bald fielen uns keine Worte mehr ein für die Landschaften, die sich uns hinter jeder Ecke, von allen Hügelkuppen und Berggipfeln in alle Richtungen boten. Was die Natur hier zwischen Feuer und Eis an Formen, Farben, Strukturen und Gerüchen gebar, übersteigt bei weitem unser Vorstellungsvermögen. Unsere letzte Steigerung der Verwunderung und Begeisterung brachten wir nur noch mit stumpfsinnigem: KRASS!!! zum Ausdruck. Krass!

Ich fühle mich außer Stande die Bilder und Erlebnisse näher zu beschreiben. Hoffentlich gelingt es einigen Fotos, anzudeuten oder annähernd wiederzugeben, welchem „Eindrucksstress“ wir ausgesetzt waren. Ein kurzer Anruf bei Gunnar genügte, die Mietzeit unseres Fahrzeugs um 2 Tage zu verlängern. Der dritte Tag sollte uns zu Vogelfelsen weit im Nordosten führen. Wir unternahmen eine ausgedehnte Wanderung hoch auf den Klippen entlang den Brutstätten unzähliger Seevögel, wie Basstölpel, Tordalken, Eissturmvögel, Trottellummen und immer wieder Papageitaucher. Diese lustigen, etwas ungeschickt wirkenden Flieger mit den orangefarbenen Füßen und den unproportioniert wirkenden rotbunten Schnäbeln, die wir sehr ins Herz geschlossen haben und uns nur schwer vorstellen können, im Restaurant mit Genuss ihre Schenkelchen abzunagen, nisten in Erdhöhlen ganz oben an den erdbedeckten Felskanten, während die übrigen Federtiere sich die nackten Felsvorsprünge über die unteren Felsetagen erstaunlich friedlich untereinander aufteilen. Es herrscht unbeschreiblicher Lärm in diesen Kolonien. Wir genießen diesen ansonsten eher ruhigen Tag sehr.

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Unser letzter mobiler Tag führt uns nach Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands, um das Versprechen an Blumenmädchen Anke einzulösen, den – angeblich – nördlichsten Botanischen Garten Europas zu besuchen. Erstaunlich ist für uns, wie die Fauna es schafft, den Jahreszyklus hier zu komprimieren. Der Garten ist perfekt gepflegt, fein angelegt und er blüht, wie in unseren Breiten im Frühsommer.

Darüber hinaus springt noch ein „Islandmütze“ für Anke heraus. Zurück in Husavik müssen wir zum Abschluss noch einmal in den Käsepott. Da die Sonne scheint, genießen wir diesmal nicht allein den grandiosen Ausblick in die schon tief stehende Sonne.

Die Fahrzeugabgabe war unfassbar lässig. Klar haben wir vollgetankt, aber die Kiste ist unglaublich verdreckt. Weite Strecken ging es über gravel-roads, mit Wasser gefüllten Schlaglöchern übersäte Schotterpisten. Aber nein, er will das Auto nicht kontrollieren, er vertraut uns. Hauptsache wir haben unsere Ausflüge genießen können, meint Gunnar, und lässt uns noch 15% vom angegebenen Preis nach. Manchmal …

Und am Mittwoch machen wir mal nüscht, bummeln und pusseln nur ein wenig rum, machen das Dinghi, das wir bislang noch nicht im Wasser hatten, und den Außenborder für die kommenden Einsätze, wenn wir vor Anker gehen müssen, wenn es keine Fischerpier mehr gibt, klar. Zum Abschied besuchen wir mit Kaffee und Kuchen unsere unerschütterlichen walisischen Nachbarn auf ihrem 110 Jahre alten kleinen Segelkutter. Die Jungs (der Captain war sicher um die 70!) hatten das Boot in Husavik wetterbedingt einwintern müssen und waren nun dabei, es für einen Grönlandtrip mit unendlicher Geduld und Gelassenheit und einfachsten Mitteln klar zu machen. Bewundernswert. So geht es also auch.

(Als wir ankamen in Husavik wollte der Captain auf meine Gegenfrage nach dem „woher“ erst nicht antworten. Er schäme sich zu sehr für seine Regierung, um ehrlich zu sagen, er sei Waliser. Meine Entgegnung, mit dem Problem sei er nicht mehr allein in der Welt, würde ihn auch nicht trösten.)

Morgen früh brechen wir zum nördlichsten Punkt unserer Reise auf: Insel Grimsey, durch die der Nordpolarkreis geht. Und, wir wollen Wale sehen!

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Galerie 8.7.2017

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Galerie 9.7.2017

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Galerie 10./11.7.2017

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