Carrasegare. Karneval auf sardisch

Wie im vorherigen Beitrag erwähnt, folgten wir nur zu gern der Einladung des „Leithirsches“ Alessandro, den wir am späten Abend bei der abschließenden Karnevalsfeier in Nuoro kennenlernten, zum Karneval ins 600-Seelen-Bergdorf Neoneli. Unsere Agriturismo-Unterkunft, die sich wiederum als kulinarischer Volltreffer erwies, befand sich im Nachbardorf, so dass der Heimweg zur Not irgendwie zu Fuß zu bewältigen gewesen wäre. Das Wetter war perfekt und gutes Büchsenlicht für die Fotografin gegeben. Die Karnevalsgruppen präsentierten sich bester Laune, Getränkestände gab es reichlich (u.a. Becher Wein für 1-2 €), die Grillroste glühten und ein großartiger Abend schien unausweichlich. Und nach dem Ende der Umzüge fanden sich Dorfbewohner und Gäste mit den Maskierten und Kostümierten auf dem Rathausplatz ein, um ausgelassen zu feiern und letztlich stundenlang zur Musik einer unermüdlichen sardischen Folkband auf dem riesigen Rund des Dorfplatzes im Schulterschluss die Tanzbeine zu schwingen. Jung und alt, arm und reich, Gäste wie Dorfbewohner, Arm in Arm, ohne Ausnahme. Auffällig war, dass auch für die jungen Leute, die so gar nicht danach aussahen, die Traditionspflege in Musik und Tanz vollkommen selbstverständlich war.

Früher passierte es mir öfter, dass sich bei solchen Gelegenheiten Raufbolde durch meine Körpergröße zum Kräftemessen herausgefordert fühlten. Hier passierte s nun derart, dass wir von völlig Fremden mehrfach eingeladen zu etlichen Getränkerunden, für die ich mich nie revanchieren durfte: hier seid ihr unsere Gäste, wenn wir nach Deutschland kommen, ladet ihr uns ein. Bemerkenswerter Weise funktionierte die Kommunikation mit der klassischen Mischung aus unserem radebrechendem Italienisch, deren paar Brocken englisch (wenn überhaupt) und natürlich Händen und Füssen ziemlich problemlos. Wie immer.