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Pardon Malle! Mallorca

Ja, ich gebe es zu: wir beide haben ein schlechtes Gewissen. Zu unserem über lange Zeit gepflegten Vorurteil gegenüber der 17. Bundesinsel: zu laut, zu teuer, zu voll, zu deutsch! gesellte sich der ergänzende Vorbehalt, dass nach der grandiosen Menorca-Zeit alles Weitere – vor allem Mallorca – nur enttäuschend werden kann. Werch ein Illtum! würde Jandl sagen.

Für die Besuche der anderen Baleareninseln hatten wir uns entgegen des großen Plans, möglichst bald ostwärts nach Sardinien, Sizilien und später Griechenland zu segeln in der Hoffnung entschieden, die C-bedingten – womöglich einmaligen – Lücken im ansonsten so überlaufenen und überteuerten Mittelmeerarchipel zu nutzen.

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Der erste Segeltag nach einem fest verzurrten halben Jahr geriet glücklicherweise zu einem perfekten Törn. Unter stahlblauem Himmel und 4 -5 bft halbem Wind flogen wir in neun Stunden entlang der menorquinischen Nordküste, die sich wie zu einer Abschiedsparade in ganzer Schönheit zeigte — westwärts, und über den „Freu de Menorca“, das etwa 25 Meilen breite Seestück zwischen der Kleinen und der Großen, in die Bucht von Pollenca. Hm, dort lagen – obgleich sie in der riesigen Bucht sehr verloren wirkten – bereits 20 bis 25 Boote am Anker, und suggerierten uns die totale Überfüllung. Doch letztlich überwog die Freude, unsere französisch-kanadischen Freunde wiederzusehen, uns gegen alle inneren Widerstände von Menorca losgerissen zu haben, unterwegs zu sein, schöne Buchten und Ankerplätze zu finden.

Schon am ersten Abend setzte flotter Wind ein und zerrte mit 7 bft. an unserem unerfahrenen Grundgeschirr. Aber- wie zu erwarten war – bestand der goldene Anker bravourös und zu großer Beruhigung die ersten Tests. Damit war auch die Voraussetzung geschaffen, ruhigen Gewissens das Boot zu verlassen und die Landausflüge zu genießen. Tägliche Höhepunkte in der Pollenca-Bucht waren ein paar hier stationierte Canadair CL-415, beeindruckende Amphibien-Löschflugzeuge, die hier täglich am Rande des Ankerfeldes ihre Trainingsflüge absolvieren und nicht nur die Kinderaugen auf den Nachbarbooten leuchten ließen.

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Bucht von Pollenca

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Bucht von Alcudia

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Wir ankern uns also von schöner Bucht zu schöner Bucht an der Ostküste herunter, treffen immer wieder die Inuksuits, verfeinern deren Doppelkopfkenntnisse und versuchen im Gegenzug Tarot zu begreifen.

In Porto Christo gönnen wir uns ein paar Tage Hafenzeit, Waschzeit fürs Boot, uns und Kleidung, füllen die Wassertanks für die nächsten vier Wochen und besuchen die beeindruckenden Tropfsteinhöhlen Coves del Drac, einschließlich eines kleinen Trio-Konzertes (zwei Streicher plus Orgel), dass – eine wenig kitschig illuminiert, aber passend – in weißen, historischen Ruderbötchen auf dem großen Höhlensee durchs Dunkel schwebt. Hm, Konzert, Kultur …, wie ungewöhnlich. Man merkt, das Leben regt sich wieder.

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Porto Christo

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Porto Colom

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Cala Mondragó

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Ein wenig Landausflug muss auch sein, weshalb wir In Colonia de San Jordi ein Auto mieten, um Palma zu besuchen (und möglichst ein neues Dinghi zu kaufen) und den Osten Mallorcas mit Capdepera und Artá landseitig zu erkunden. Nach dem Besuch der Palma Boatshow erfreuen wir uns eines nagelneues Zodiacs, mit festem Alu-Boden, das die Luft fest in den Schläuchen und das Wasser zuverlässig draußen hält. Nur ein neuer Außenborder ist auf den Balearen offenbar nicht aufzutreiben. Japan kann nicht liefern. Die Läden sind leer. Dann werde ich eben des Weiteren regelmäßig Vergasertage im schaukelnden Dinghi einlegen.

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Colonia Sant Jordi, Palma, Landausflug

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Es Trenc

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Ein echter Höhepunkt: Cabrera! Wir haben ein Permit für zwei Nächte auf diesem traumhaften Naturreservat am Südostzipfel Mallorcas erworben, und nun wissen wir auch, warum dieses balearische Kleinod derart umschwärmt und besungen wird. Und, dass man in der kleinen Militärkantine auch ganztägig – also siestafrei! – ein kühles Estrella und schmackhafte Tapas mit bezauberndem Lächeln gereicht bekommt, macht das Erlebnis unvergesslich.

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Isla de Cabrera

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Santa Ponca & Andratx

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Eigentlich wollten wir schon seit einer Woche in Ibiza sein, aber bei uns ist oft eigentlich, eigentlich immer. Eigentlich wollten wir uns schon lange verabschiedet haben von unseren Freunden, aber das fällt vor der großen Unbekannten: wann werden wir uns wieder treffen? bekanntermaßen schwer. Das Eingeständnis, dass Mallorca ebenfalls wundervoll und traumhaft schön ist, sicher lauter und voller und geschäftiger als die kleine Schwester im Osten, fällt nicht mehr schwer.

Aber nun muss es sein. Ibiza – wo ich niemals hinwollte – ruft vernehmlich.

Adios Mallorca, nochmals, pardon, et au revoir chers amis de Inuksuit.

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