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Barcelona, so Gott will …

schmetterten einst Montserrat Caballé und Freddy Mercury in dem für die 1992er Olympiade produzierten Liedes in die Welt. Diese Barcelona-Hymnme schallt derzeit täglich vom bunten illuminierten Weihnachtsmarkt über die Marina. Und offenbar hat es Jemand, oder es sich, oder gar unser Freund Flavio?unter Zuhilfenahme unserer Mitwirkung so eingerichtet, dass wir im Oktober tatsächlich einen Liegeplatz im Real Club Maritim de Barcelona beziehen konnten. Das heißt konkret, seit zwei Monaten thronen wir 20 Meter von der Rambla de Mar, der Verlängerung der berühmten Rambla, also 200 Meter von der Kolumbussäule, gefühlt im Herzen dieser großartigen Stadt. Besser geht es nicht. Schlichtweg ein Traum, den selbst die Einheimischen träumen. Ein 120 Jahre alter Segel- und Ruderclub. Alte Schule. Mit holzgetäfeltem Vereinszimmer, Ahnengalerie, historischer maritimer Bibliothek, Riesengrillplatz mit Außenküche und Terrassenrestaurant mit traumhaftem Blick über die Boote auf die Stadt. 1 AAA-Laaage also. Und da wir im letzten Winter in Addaya und in den drei Sommermonaten am Anker preiswert bzw. kostenlos wohnen konnten, lassen sich die 1A-Preise für den exklusiven Liegeplatz verschmerzen. 

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Allerdings war es nicht unser Plan länger als zwei Wochen zu bleiben. Ursprünglich wollten wir Barcelonas City live einsaugen und dann weiter nach Valencia, wo die Fugen unseres Teakdecks erneuert werden sollten und wir derweil Valencia und von dort aus Andalusien erkunden wollten. Aber Bootsleben und Pläne führen bekanntermaßen eine dynamische und abwechslungsreiche Beziehung, vor allem in Spanien. Jedenfalls überführt unser valencianischer Tischler derzeit lieber eine Yacht in die Karibik (ich kann es ihm nicht verdenken) und zwei Kollegen der Zunft aus Barcelona quälen sich nun hier mit dem Herauslösen der 17 Jahre alten, mittlerweile stark schmierenden Silikonfugen, die Nuten für das neue Material zu vertiefen und das Deck anschließend zu schleifen. Das bedeutet überwiegend Handarbeit, auf den Knien rutschend, mit viel Geduld und möglichst viel Gefühl für die Kurven, den Verlauf der Maserung und den jeweiligen Zustand des angewitterten Holzes. Aber noch schlimmer ist wohl, dass der Auftraggeber ein Holzwurm ist und weiß, wie es gehen müsste. Oder schlimmer noch, weiß, wie es besser gehen müsste. Aber das habe ich ihnen der Fairness halber vorab angekündigt.

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Trotz des offerierten und für diese Gegend Europas überraschend präzisen Zeitplans ist erst die Hälfte des Geplanten geschafft. Unseren für Mitte Januar vereinbarten Krantermin zum Zwecke des Reinigens und Streichens des Unterwasserschiffes, und damit auch unsere zeitliche Vorstellung des Aufbruchs gen Sardinien, müssen wir um mindestens 4 Wochen verschieben. Na gut, dann bleiben wir eben noch ein Weilchen hier in diesem elenden Loch, würgen uns noch weiterhin den ekelhaften Fraß in grottigen Bodegas rein, schlürfen auch noch künftig deren üble rote Traubenbrühe und langweilen uns in der unvermeidlichen Gesellschaft übellauniger und unangenehmer Zeitgenossen. Puh. Haha …

Wie Eingangs angedeutet, verdanken wir diesen Platz an der Sonne alleinig Flavio und Amaia, einem italienisch-baskischen Paares, dass vor 2 Jahren seinen Lebens-und Arbeitsplatz von der Stadtwohnung auf ihr Boot Bolero verlegt hat. Mit eben diesem Boot waren sie in diesem Jahr sieben Monate im Mittelmeer unterwegs, mit Stopp – wie überraschend – in Addaya. Es fühlte sich tatsächlich wie Liebe auf den ersten Blick an. Binnen weniger Tage waren wir uns so vertraut wurden, dass sich über den Sommer hin ein enger Fernkontakt entwickelte. Letztlich besorgte uns Flavio, als leidenschaftlicher Kommunikator und Organisierer den günstigen und ablenkungsarmen Bucharbeits-Liegeplatz in Badalona. Stadtfluchtattacken konnte man von dort aus mittels einer viertelstündigen S-Bahnfahrt in die Barcelona-Innenstadt, deren nahe Silhouette in Sichtweite wie der Sirenengesang immerzu verlockten, nachgeben. Die zur pünktlichen Fertigstellung des „Blau gemacht“ – Buches erforderliche Arbeitsdisziplin aufzubringen wurde nach dem Umzug hierher nicht leichter. Aber zu jammern ist wohl nicht angebracht. Es hat alles geklappt, das Werk befindet sich derzeit (hoffentlich) im Versand, und wir sind extrem gespannt. 

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Unsere bestens vernetzten und ortskundigen Nachbarn von der Bolero versorgen uns ausgiebig mit Tipps zu den schönsten Ecken des Reviers, zu Restaurants, die man ohne Insider nicht entdecken würde, sowie Informationen zu Gepflogenheiten, typischen Gerichten und Getränken, obendrein mit italienischen und baskischen Ergänzungen, vortrefflichen Quellen für Wein, Olivenöl und Spezereien und nicht zuletzt mit Kontakten zu Firmen. Um die möglichen Abendgestaltungen muss man sich auch keine Gedanken machen. Die Wege sind kurz, nicht nur zu den Nachbarn in der Marina, auch die Stadtbesuche sind sehr gut zu Fuß zu bewältigen. Jeder der naheliegenden Stadtteile hat seine eigene Charakteristik, sein eigenes Publikum und seine eigene Rambla. Und eine unglaubliche Dichte an einladenden Kneipen, Bodegas, Bars, Restaurants. Das sieht man uns mittlerweile auch an, denke ich.

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Da es hierzulande C-technisch entspannt zugeht, auch die widerborstigen Katalanen brav zum Impfen gegangen sind und ohne zu murren ihre Masken tragen, können wir uneingeschränkt die Kneipen besuchen, uns mit weiteren 99.000 ins Camp Nou zum Clasico (Barca – Real Madrid) drängeln oder im ausverkauften Palau de la Musica im Konzert erfreuen. Kurz gesagt, wir genießen unser Hiersein und Dasein in vollen Zügen. Bis Ende Januar wird diese wundervolle Stadt uns noch beherbergen müssen.

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Die in unserem Blog klaffende Lücke von fast einem halben Jahr werde ich im Anschluss an diese Bemühung, mit einem größeren Sprung auf den aktuellen Stand zu kommen, im Rückwärtsgang versuchen zu schließen.

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Streifzüge durch Barcelona

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Palau de la Música Catalana

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Club-Regatta an Bord der „Gusto“

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Rund um unseren Hafen

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