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Madryssee

Achtung: Wortspiel! Hat sich so aufgedrängt. So, wie sich dem scheinbar planlos Herumirrenden im Mittelmeer unweigerlich die Odyssee – Assoziation aufdrängt.

Das Homer-Epos ist den meisten Zeitgenossen sicherlich hinlänglich bekannt, so dass es natürlich sehr kokett ist, mit etwaigen Parallelen zu spielen. Das geht schon damit los, dass wir uns nicht auf dem Heimweg befinden. Und erst recht nicht aus einem 10 Jahre dauernden furchtbaren Krieg, wegen einer einzelnen – angeblich entführten -weiblichen Person. Auch hängen wir nicht am Fliegenfänger launiger Götter und ihrer ungebremsten Vorliebe für Intrigen und Ränkespiele.

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Es fühlt sich an, als wären wir vollkommen frei, könnten tun und lassen, was immer wir wollen. Ganz so ist dem nicht. Klar, generell entscheiden wir, wann wir weiter ziehen und auch wohin. Die allerletzten Bedingungen diktieren jedoch die ortsansässigen Wettergötter, die Herrscher über Wind und Wellen. Allen voran der Maestrale, der Meister. Das ist nur schlecht verhandelbar und man lernt sehr schnell, die Bedingungen zu akzeptieren. Glücklicherweise leben wir in der luxuriösen Situation, unsere Reisepläne und -ziele den Empfehlungen dieser Wettergötter unterordnen zu können. (Wenn auch untel Mullen und Knullen.)

Wenn man unsere Reiseroute auf der Karte verfolgt, sieht es tatsächlich nach einer Irrfahrt aus. Bereits mehrmals haben sich unsere Wege im mittleren Mittelmeer und auch Kielwasser gekreuzt. Und wir sind erst seit vier Jahren unterwegs. Die Krieger haben sich seinerzeit, also vor 3000 Jahren, 10 Jahre herumgetrieben, bis sie Ithaka wieder erreichten. Aber wir haben ja gar nicht vor, die Reise zu beenden. Jedenfalls nicht ohne Not.

Sizilien wiederum stellt – in einer Deutung von vielen – eine Art zentralen Punkt dar. Als hätten wir es geahnt. Wir konnten also gar nicht anders, als zum Entschluss zu kommen eine weitere Saison auf dieser in so vieler Hinsicht eindrucks- und wundervollen Insel zu verbringen. Und wir freuen uns schon über jeden Umweg. Und jede mehrfach gesegelte Route ist ein wie ein neues und weiteres Vergnügen. Und auf die lieb gewonnenen Plätze und Ecken und Bars, Lieblingsgerichte und -getränke, Lieblingsstraßenmusiker und -kellner.

Unterdessen glaube ich ja gar nicht mehr, dass der allerberühmteste Irrfahrer aller Zeiten überhaupt noch nach Hause zurück wollte. Vermutlich hat es ihm ebenso viel Freude bereitet wie uns heute, neue Eilande und Gegenden zu entdecken, Land und Leute und deren Gepflogenheiten kennen zu lernen. Zu Hause erwarten dich nach so langer Zeit vor allem Ungewissheiten.

Aber zurück.

So abenteuerlich war es letztlich bei uns doch nicht. Die Herbstwinde (vor allem der Meister Mistrale!) haben uns vertrieben, indem sie uns der Zuflucht wegen oft für mehrere Tage in noch immer unanständig teure Marinas zwangen. Nur zu gern hätten wir die leeren süditalienischen Gestade noch weiter besegelt und genossen, wie im letzten Jahr in Sardinien. Doch so gaben wir das Ankerleben Anfang November auf und verdrückten uns in den sicheren Hafen von Palermo, zumal der Platz ohnehin bereits bezahlt war. Doch die Wehmut über das vorzeitige Saisonende wurde sehr schnell von den ersten Eindrücken unseres Winterquartiers verdrängt. Die Cala Marina entpuppt sich als extrem gut gegen Wellen und Schwell geschützt. Sie stülpt sich wie ein Magen in die Altstadt Palermos. Das heißt, wie schon in Barcelona und auch Cagliari liegen wir gewissermaßen mitten im Geschehen. Wir sind von der ersten Minute an begeistert und Vorfreude erfasst uns auf die vor uns liegende Zeit in Siziliens Hauptstadt.

Viel haben wir von Freunden berichtet bekommen mit der sich wiederholenden Ankündigung: entweder man verliebt sich in die Stadt oder findet sie fürchterlich, auch wenn alle der Meinung waren, wir werden sie lieben. Sie sollten recht behalten.

Alle Fakten zu Palermo erhält der interessierte Zeitgenosse am besten bei Wikipedia, aber den Herzschlag der Stadt, den Mix vieler Ethnien und Hautfarben, Lebenslust und Lebensgefühl, das Temperament und die laute Gelassenheit, die Vorliebe für Kulinarisches und dafür, möglichst ab dem Frühstück schon übers Abendessen zu schwafeln, und die auffällige Erkenntnis, für Geld machen die Sizilianer nicht alles, das Leben kommt weit davor. Natürlich ist der Verkehr chaotisch und mutet anarchisch an. Und nein, die Mafia beherrscht nicht mehr die Stadt, (sie ist unterdessen die sicherste Großstadt Italiens).

Klar auch: Müllentsorgung oder gar -trennung haben nichts mit unseren Vorstellungen zu tun. Aber für all das kann Wikipedia nicht sorgen. Dafür muss man herkommen, sich Zeit nehmen. Und das machen wir nun in den kommenden Monaten, und wir freuen uns darauf wie verrückt.

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Galerie Palermo

Im und rund um den Hafen

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Palermo Centro Storico

Rundum Piazza Pretoria und Piazza Bellini

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Palermo

Stadtstreifzüge

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