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Und noch einmal die Große

Vor uns liegt wieder der Schlag über Nacht nach Mallorca. Wir starten im Vertrauen auf die Windvorhersagen, die uns mit Aussicht auf vier Beaufort aus Nordost aus dem sicheren Hafen gelockt haben, und nehmen die Brücke um halb sechs aus der Marina. Noch im Schutz der langen Außenmole ziehen wir die Segel hoch, und binden – nach einem ersten Blick auf die Schaumkronen hinter der Mauer, gewissermaßen zum Antrainieren, das erste Reff ins Großsegel und rollen die Genua nicht ganz aus. Mit 7 Knoten preschen wir los und hinter der Molenabdeckung startet unser Boot umgehend den Eiertanz, den man bei schräg von hinten anlaufenden Wellen erwartet. Holla! Obwohl wir zwei Stunden später mit einsetzender Dunkelheit und stehenden sechs Beaufort zum zweiten Mal gerefft haben, zeigt die Logge recht konstant Achteinhalb Knoten. Die Wellen blasen sich zu leicht atlantischem Volumen auf. Es rauscht nur noch. Aber vor allem geigt es. Wir sind – von ein paar sonnigen Sonntagstörns mit den Bolero-Freunden abgesehen – komplett aus dem Training und haben auf dem Barceloneser Straßenpflaster unsere Seebeine eingebüßt. Anke klebt sich skeptisch, aber hoffend ein überlagertes Scoboderm-Pflaster hinters Ohr und verlegt sich sicherheitshalber aufs Schweigen. Und ich würde mich gern auf die Horizontlinie konzentrieren, was bei der nun herrschenden Dunkelheit leider nur selten gelingt. Das leuchtende Geschäume der sich auf Augenhöhe brechenden Wellen ist durchaus beeindruckend und hält wach. Nach Mitternacht geht die Speed-Anzeige für drei Stunden nicht unter neun, im Surf stehen ab und an mehr als zehn auf der Anzeige. Anspannung und Begeisterung wechseln sich ab und sorgen für eine äußerst kurzweilige Überfahrt. Bereits nach Sonnenaufgang passieren wir die Dragonera-Insel an der Südwestecke Mallorcas und hoffen auf etwas Entspannung an der Südküste. Haha, das war nüscht. Der Wind weht gleichermaßen ums Eck und zu allem Überfluss steigert er sich in der als so windgeschützt und ruhig gepriesenen Bucht von Palma auf 35 Knoten. Wer braucht denn so etwas für Hafenmanöver?

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Aber letztlich klappt alles wie am Schnürchen und um halb Elf liegen wir fest und sicher, und ein wenig erschöpft, im Schoss des Club Nautico. Die Peristaltiken unserer Speiseröhren haben ihre Aktivitäten auch wieder in die südliche Richtung umgestellt. Wir schmunzeln zufrieden über einen Durchschnitt von 7,6 sm/h! inklusive Manövern, und sollten unbedingt die Kalkulation unserer Reisezeiten überarbeiten.

Und nun warten wir und freuen uns auf Atze und Ute, auf zehn Tage family time.

Auf dem Programm stehen Erholung, vor allem für die Beiden, etwas Palma-Gebummel, und – endlich und erstmalig – gemeinsames Madrugada-Segeln. Das Boot erweist sich als komfortabel für zwei sehr große und zwei kleine Erwachsene und macht was es soll. Es funktioniert prima mit uns, das Bordklima ist gut, Verpflegung ist exzellent, und abends verhelfen wir den Doppelkopfkarten mit großem Vergnügen zu etwas mehr Patina und schaffen Platz in der Getränkebilge. Wenn wir nicht segeln, wandern wir. Sowohl auf Cabrera, um die Lagune herum rüber zum Leuchtturm auf der anderen Seite, als auch von Sant Elm aus, mit fantastischen Blicken auf die kürzlich umfahrene Dragonera – Insel, zum alten Kloster La Trappa: auch Landausflüge können Spaß machen, wie wir wissen, wiewohl der Skipper angeblich nicht weiter läuft als sein Boot lang ist.

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Jedenfalls bedauerten wir es sehr, als wir die Beiden in Porto Colom am frühen Sonntagmorgen ungefrühstückt und ein wenig überstürzt verabschieden und auf der Pier absetzen müssen. Ein sportlicher Mann mit Armbinde teilte uns lakonisch mit, dass die Marina nun für die nächsten Stunden geschlossen wird, da die Schwimmwettbewerbe des gerade laufenden und den kompletten Ort nebst Umgebung beherrschenden Triathlons beginnen. Da der Wind passte hatten wir für den Vormittag den Aufbruch nach Ciutadella (Menorca) geplant, warfen nun aber rasch die Leinen los. Insofern gab es keine Zeit für Wehmut.

Schön wars, wieder mal!

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Unterwegs in Palma de Mallorca

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