Wie bereits erwähnt, waren wir sehr gespannt auf die legendären Inseln Ischia, Procida und Capri. Gute vier Wochen haben wir mit unseren beiden Besucherpaaren Zeit, die beiden vulkanischen und zum System der Phlegräischen Felder im Golf von Neapel gehörenden Inseln Ischia und Procida sowie Capri östlich von Neapel zu erkunden. Tausend Mal hat man über diese schon seit dem 19. Jahrhundert beliebten Urlaubsinseln gelesen und Berichte gesehen. Und es klingt unglaublich verlockend, nunmehr in den viel besungenen, zauberhaften Buchten vor Anker, oder aber – weniger verlockend – bei Schietwetter in die trotz Nachsaison schmerzhaft überteuerten Marinas zu gehen. Letztendlich ist es tatsächlich so, wie wir es erwartet haben: Einerseits wunderschöne Inseln mit großartiger Landschaft, idyllische Ankerplätze in türkisem Wasser bei sehr angenehmen Temperaturen. Andererseits saisonübergreifend Heerscharen von Touristen, dementsprechende Unruhe sowie schlechte Laune machende Preise für (für italienische Verhältnisse) mittelmäßiges Essen und verbesserungswürdigen Service. Aber schön ist es trotz alledem, zumal wir uns – wenn es das Wetter erlaubt – wieder einfach auf unser kleines Inselchen Madrugada und ausgesuchte Plätzchen fernab vom Trubel zurückziehen können.
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Die meiste Zeit haben wir um und auf Ischia verbracht, vor allem in der hübschen Südbucht vor San Angelo und um das Castello Aragonese herum. Die Fotos mögen für sich sprechen und ich erspare mir viele Worte. Jedoch zwei Ereignisse möchte ich doch erwähnen, zum einen, dass wir hier – eher zufällig – den Crema di Caffè, oder kurz Cremino, entdeckt haben. Eine Art geeiste, extrem cremige, sahnige, süchtig machende Kaffeeköstlichkeit. Leider macht diese göttliche Leckerei in diesen „rauhen“ Breitengraden Süditaliens in der Regel Winterpause, und es bedeutet Geduld aufzubringen auf der Suche nach einer Bar, die den eisigen Temperaturen zwischen Dezember und März trotzt und dem lechzenden Nordeuropäer nicht ungläubig blickend eine Absage erteilt.
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Einen weiteren besonderen Genuss bietet der Besuch der Antiken Terme di Cavascura. Diesem ausdrücklichen Wunsch des Geburtstagskindes Ute sind wir gern gefolgt. Die halbstündige Wanderung dorthin (es sei denn, man lässt sich mit dem Bootstaxi bringen), sorgt womöglich dafür, dass dieses alte römische Wellnesszentrum wunderbar leer und ruhig ist. Eingehauen in senkrechte, bizarre Tuffsteinformationen, sehr archaisch, sehr urig, liegt man in grob in den Felsen gestemmten Steinbecken mit heißem Schwefelwasser. Sehr beeindruckend und äußerst entspannend. Vor den Römern wussten schon die griechischen Besatzer die heilende und vor allem verjüngenden Wirkung der heißen Quellen zu schätzen. Wie wahr. Bereits während des Heimwegs ist es deutlich zu spüren.
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Die Anker-Aufenthalte vor dem Inselchen, das vollständig vom Castello Aragonese bedeckt ist, haben ihren ganz eigenen Zauber. Abgesehen davon, dass es gut geschützt ist, lohnt eine ausgiebige Besichtigung der Burganlage, deren erste Reste 2500 Jahre alt sind und die in Ihrer Blütezeit im 17. Jahrhundert fast 2000 Familien Schutz bieten konnte. Eine britische Belagerung Anfang des 19. Jahrhunderts sorgte gründlich dafür, dass heute nur noch wenige Bereiche erhalten, diese jedoch als Kulisse für Märchen, Mystik und Geschichte sowie Theater- und Musikveranstaltungen bestens geeignet sind.
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Der Weg nach Capri führt unvermeidlich über Procida. Dieses eiländische Kleinod, wenn auch hoch touristisch und dicht besiedelt, darf unseren Gästen Atze und Ute unter keinen Umständen vorenthalten werden.
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Und wieder geht es mit vollem Risiko über den zuckenden Unterwassersuperkrater und dem Versprechen, falls nötig, besonders vorsichtig zu Ankern, um den angespannten Kraterdeckel nicht zu beschädigen.
Womöglich muss man mal auf Capri gewesen sein. Aber bereits nach dem ersten unserer beiden Tage dort war klar: das ist nicht unsere Insel, so hübsch sie auch sein mag. Unangemessen teuer in jeder Hinsicht und besetzt von Bevölkerungsgruppen, die mit uns nicht sehr viel gemeinsam haben. Eine Umrundung auf dem Seeweg mit der gewohnten Perspektive lohnt jedoch allemal.
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Galerie Insel Ischia
Castello Aragonese – Forio – Garten Morella – San Angelo
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Galerie Insel Procida
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Galerie Insel Capri
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